Israel – das Land, wo Milch und Honig fließen

artikel

 

13.07.2018

Sechzehn Mal. So oft wird Israel in der Bibel das „Land, in dem Milch und Honig fließen“, genannt. Diese Redensart ist noch heute vielen bekannt. Sie ist das Sinnbild für ein luxuriöses Leben im gelobten Land. Den wenigsten Menschen dürfte allerdings bekannt sein, dass Wissenschaftler das Wort „Honig“ hier lange für falsch hielten. Was als „Honig“ übersetzt wurde, sei viel eher eine Umschreibung für das süße Fruchtfleisch von Datteln und anderen dort heimischen Früchten gewesen. Weder eine planmäßige Bienenzucht, noch der Gewinn von Honig im Vorderen Orient waren zu biblischen Zeiten je nachzuweisen. Bis vor wenigen Jahren.

Israels erste Imkerei
Ausgrabungen eines internationalen Forschungsteams in der antiken Stadt Tel Rehov im Beth-Shean-Tal im Jahr 2007 haben Unglaubliches zu Tage gebracht. Sie entdeckten ein vollständiges Apiarium, wie man ein Bienenhaus in Fachkreisen nennt, im Stadtzentrum. Es besteht aus beinahe einhundert zylindrischen Körben aus Stroh und Lehm. Sie sind teils sogar etagenweise übereinander gestapelt. Die größten von ihnen haben einen Durchmesser von 40 Zentimetern und sind fast einen Meter hoch. Die Auswertungen ihres Inhalts ergaben, dass sie tatsächlich als Bienenstöcke genutzt wurden.
Doch was bedeutet dieser Fund? Er ist nicht weniger als eine wissenschaftliche Sensation. Damit ist zweifelsfrei bewiesen, dass bereits vor 3.000 Jahren die Kunst der Bienenzucht betrieben wurde. Die Bienenstöcke in Tel Rehov sind die älteste bisher entdeckte Imkerei des gesamten Nahen Ostens.

Ein königlicher Luxus
Die Forscher konnten in Israel noch weitere spannende Erkenntnisse gewinnen: die antike Stadt Tel Rehov hatte zu ihrer Blütezeit circa 2.000 Einwohner und war ein wirtschaftliches und kulturelles Zentrum während der Königszeit. Das Apiarium lag mitten im Stadtzentrum und war offensichtlich streng bewacht. Experten vermuten, dass die Größe des Bienenhauses eine jährliche Honigernte von 500 Kilogramm erlaubte. Sie gehen aufgrund der großen Menge und dem Ort des Apiariums davon aus, dass der König diese überaus wertvolle Ressource unter seiner direkten Kontrolle wissen wollte. Neben den Bienenkörben wurde auch ein Altar mit Abbildungen einer Fruchtbarkeitsgöttin entdeckt. Die Wissenschaftler vermuten deshalb, dass der Honig nicht nur als Süßungsmittel und zum Handeln genutzt wurde, sondern auch einen medizinischen und kultischen Wert besaß.

Ähnliche Funde, die auf eine geplante Bienenzucht und Honigproduktion hinweisen, wurden bereits in Arabien und im Mittelmeerraum entdeckt. Die Imkerei von Tel Rehov macht das biblische Königreich des heutigen Israels nun endgültig zu dem mystischen Land, in dem Milch und Honig fließen.

 

Quellen:

http://www.stern.de/

https://www.sueddeutsche.de/

http://www.wissenschaft.de/

http://www.spektrum.de/