Amerikanische Faulbrut –
über den Mythos vom importierten Erreger

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18.09.2019

Honig ist ein reines Naturprodukt. Seine fleißigen Produzenten – die Honigbienen – sind deshalb äußeren Einflüssen ausgesetzt. Krankheitserreger wie die sogenannte „Amerikanische Faulbrut“ bedrohen in manchen Regionen sogar ihren Bestand. Schlagzeilen wie „Amerikanische Faulbrut vernichtet den Nachwuchs“ und „Seuche gefährdet Bienen“ sind keine Seltenheit. Doch woher kommt der Erreger und wie verbreitet er sich? Und worauf sollten Imker und Verbraucher achten?

Eine Krankheit aus Amerika?

Die Herkunft der Amerikanischen Faulbraut wird aufgrund ihres Namens oft in Amerika vermutet. Deshalb wird diese Brutkrankheit fälschlicherweise auch mit Importhonig in Verbindung gebracht. Richtig ist aber: die Amerikanische Faulbrut – oder Bösartige Faulbrut – ist auf der ganzen Welt unter Bienenvölkern verbreitet. Die Krankheit kommt, anders als der Name vermuten lässt, nicht aus Amerika. Sie wurde dort lediglich Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt – der Erreger war schon immer in Europa verbreitet. Faulbrut ist eine Bienenseuche, die für Bienenvölker sehr bedrohlich sein kann. Sie wird deshalb auch als Bienenpest bezeichnet und ist anzeigepflichtig. Für erwachsene Bienen und Menschen ist der Erreger nicht schädlich. Er ist ausschließlich für den Nachwuchs der Bienen gefährlich.

Der Erreger und seine Verbreitung

Der Erreger der Faulbrut ist das sporenbildende Bakterium Paenibacillus larvae. Dieses gelangt über Waben oder kontaminierten Honig in den Bienenstock. Dort wird es über Körperkontakt und Futteraustausch verbreitet. Das geschieht so: junge Honigbienen – die Ammenbienen – füttern die Larven mit Sporen des Erregers. Diese Sporen stammen entweder aus dem Schorf einer infizierten Bienenwabenzelle oder aus mit Bakterien belastetem Futter. Durch die Fütterung gelangt der Erreger in den Darm der Bienenlarve. Bei älteren Bienenlarven, deren Zelle schon verdeckelt ist, vermehren sich die Faulbrutbakterien besonders stark. Die Bakterien zersetzen anschließend die Larve. Ist die Brut eines Bienenvolkes infiziert, kann die Ausbreitung und Übertragung auf andere Völker sehr schnell erfolgen. Auch hierbei spielen Ammenbienen eine entscheidende Rolle: als Flugbienen verteilen sie die Erreger bei Räubereien in anderen Stöcken. Nicht selten werden auch geschwächte Bienenvölker von anderen Bienenvölkern ausgeräubert. Sie tragen so den Erreger in ihren eigenen Stock. Übrigens: Räubereien unter Bienenvölkern sind die häufigste Verbreitungsform der Krankheit durch Bienen.

Prävention beginnt beim Imker

Das beste Mittel, um den Ausbruch der Krankheit zu verhindern, ist eine „gute imkerliche Praxis“. Das bedeutet: „fremde“ Bienen sollten nur mit großer Vorsicht in das Bienenvolk eingebracht werden. Eine vorherige Gesundheitsuntersuchung ist unbedingt notwendig. Auch bei Bienenprodukten, wie zum Beispiel Honig, mit denen die Bienen im Winter gefüttert werden, sollte der Imker vom Kauf ungeprüfter Produkte absehen – egal aus welcher Region der Honig stammt. Der Imker sollte außerdem eine Räuberei von anderen Bienenvölkern verhindern. Zudem müssen alle Bienenvölker und insbesondere die Brut auf Anomalien überprüft werden. Anzeichen für Faulbrut können beispielsweise ein fauliger Geruch der Larven sowie eine verringerte Aktivität auf dem Flugbrett sein. Auch die Brutwaben sollten regelmäßig erneuert werden.

Neben der Prävention ist auch die Früherkennung infizierter Völker wichtig. Als eine sehr effektive Methode gelten die Faulbrutmonitoring-Programme. Hierbei können Imker auf freiwilliger Basis Futterkranzproben ihrer Völker an teilnehmende Institute schicken. Werden Sporen nachgewiesen, werden der zuständige Amtsveterinär und der betroffene Imker informiert. Anschließend werden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um eine weitere Ausbreitung der Infektion zu verhindern.

Maßnahmen gegen die Faulbrut

Ist der Ausbruch amtlich festgestellt, wird in der Regel die Tötung der betroffenen Völker angeordnet. Außerdem müssen alle Gerätschaften und Materialien, die mit den erkrankten Bienen in Kontakt gekommen sein könnten, nach Anweisung des Amtstierarztes desinfiziert oder unschädlich beseitigt werden. Dieser richtet um den befallenen Bienenstand herum einen Sperrbezirk von mindestens einem Kilometer Umkreis ein. Das bedeutet: alle Bienenvölker und Bienenstände in diesem Sperrbezirk müssen unverzüglich auf Amerikanische Faulbrut untersucht und dürfen nicht mehr bewegt werden. Außerdem darf kein Bienenvolk in den Sperrbezirk gebracht werden. Diese Maßnahmen dienen der Erkennung und Verhinderung weiterer Seuchenfälle sowie der Aufdeckung sämtlicher Sporenherde.

Die Krankheit aus dem Honigglas?

In seltenen Fällen ist der Ursprung einer Neuinfektion das Honigglas. Enthält ein Honig Sporen des Bakteriums Paenibacillus larvae, kann sich der Erreger auch auf diesem Wege verbreiten. Für Verbraucher ist das völlig unbedenklich. Bienen können sich aber anstecken, sobald sie mit dem Honig in Kontakt kommen. Ungespülte Honiggläser in Glascontainern oder auf Müllplätzen können also dazu führen, dass Bienen, die auf der Futtersuche keine Blüten mehr finden, die belasteten Honigreste sammeln und in den Bau eintragen. Verbraucher sollten deshalb vorsichtshalber Honiggläser – auch vom Imker nebenan – sorgfältig spülen, bevor sie diese entsorgen.

Die Amerikanische Faulbrut ist weltweit verbreitet und eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Honigbienen. Aber: einfache Maßnahmen können in der Regel eine Ausbreitung der Krankheit verhindern oder zumindest begrenzen. Eine „gute imkerliche Praxis“ ist dabei das A und O. Denn werden all die präventiven und nachsorgenden Maßnahmen sowohl von Imkern und den Verbrauchern beachtet, ist ein weiterer Schritt zum Bienenschutz und -erhalt gemacht.

 

Quellen:
https://www.bmel.de
https://www2.hu-berlin.de

https://www.br.de
https://www.spektrum.de
http://www.lwg.bayern.de
https://www.fli.de