Was geben uns die Bienen?

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13.12.2017

Bienen verbinden wir in der Gesellschaft zumeist mit der Herstellung des leckeren Naturprodukts Honig, der nach Konfitüre/Marmelade der zweitbeliebteste Brotaufstrich der Deutschen ist. Jedoch ist die Biene für unser Ökosystem und die globale Ernährung weit mehr als nur ein Honiglieferant – sie ist nach dem Rind und dem Schwein das drittwichtigste Nutztier in Deutschland. Die Arbeitsleistung der Bienen wird im Zusammenhang mit der Weltnahrungsproduktion mit einem Gegenwert von 153 Milliarden EUR beziffert.

80 Prozent unserer Obst- und Gemüsesorten sichern Bienen & Insekten

Bei dieser Bewertung steht besonders die Bestäubungsleistung der Bienen im Vordergrund. Denn ein Drittel unserer Lebensmittel werden größtenteils durch die millionenfache Bestäubung von Blüten und Gräsern durch die Bienen gesichert. Zudem werden sie von wildlebenden Insekten wie Schmetterlingen und Käfern bei der Bestäubung unterstützt. Noch deutlicher sieht es bei den Obst- und Gemüsesorten aus, die wir nahezu täglich verzehren. Zwei Drittel, andere Quellen besagen sogar 80 Prozent, dieser Nahrungsprodukte wie beispielsweise Tomaten, Äpfel und Kaffee würden ohne die Biene aus den Supermarktregalen verschwinden. Andere Nahrungserzeugnisse wie z. B. Weizen, Reis, Mais, Kartoffeln, Pilze und Blattgemüse könnten jedoch auch ohne die tierische Bestäubungsleistung von Bienen und Insekten wachsen und gedeihen.

Bienenschutz kann auf institutioneller Ebene optimiert werden

Aufgrund der elementaren Bedeutung der Bienen für unser Leben, gibt es seit einiger Zeit nun auch auf politischer Ebene weitreichende Initiativen. So gibt die Europäische Union mit 36 Millionen EUR einen erheblichen Beitrag zur Förderung der Imkerei in Europa aus. Die Hilfe erstreckt sich dabei u. a. auf technische Hilfen für Imker, Wiederaufstockung von Bienenbeständen oder Forschungsprojekte zum Bienensterben. Wie wichtig eine solche Unterstützung ist, zeigen aktuelle Zahlen der europäischen Kommission. Demnach gibt es in der EU 630.000 Imker mit 16 Millionen Bienenvölkern, die jährlich 204 Tonnen Honig produzieren. Dem gegenüber steht ein Importwert von 165,5 Tonnen aus dem nicht-europäischen Ausland. In Deutschland gibt es bei derzeit 750.000 Bienenvölkern – mit stark steigender Tendenz – viel zu tun! Immerhin beträgt die Bestäubungsleistung der Bienen nach Aussage des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) einen wirtschaftlichen Nutzen von jährlich mindestens zwei Milliarden EUR. Angesichts dieser beeindruckenden Zahlen fordert der Honig-Verband e. V. weitere Investitionen für den Bienenschutz in Deutschland und Europa.

Artenvielfalt ist Grundlage des Ökosystems

Wie wichtig diese Initiativen sind, zeigt der Blick auf die jetzt schon einsetzende Realität in unserem Ökosystem: Der nachhaltige Verlust der Artenvielfalt von Insekten und der Pflanzenwelt. Denn der Einsatz von chemischen Stoffen in der Landwirtschaft und der Agraranbau in Monokulturen haben schon heute zu einer nachhaltigen Störung der Biodiversität und dem Rückgang vieler Arten und Pflanzen geführt. Die Bedeutung der Bienen wird noch deutlicher, wenn man das Zusammenleben der Pflanzen mit den Insekten betrachtet. Durch die Bestäubungsleistung der Bienen können nicht nur 80 Prozent aller Pflanzen erhalten bleiben, sondern auch ganze Arten vor dem Aussterben gerettet werden. Dieses Phänomen ist besonders auf die Blütenstetigkeit von Bienen zurückzuführen. Honig- und Wildbienen steuern auf Ihren Sammelflügen bevorzugt die gleichen Blüten an, was für die Rekultivierung landwirtschaftlicher Bereiche von großer Bedeutung ist.

Pestizideinsatz muss im Einklang mit der Natur geschehen

Eine weitere Gefahr beim Sammeln von Pollen und Nektar stellt der Einsatz von für Bienen schädlichen Pestiziden dar. Diese Gefahr hat auch die Politik erkannt und auf verschiedenen Ebenen institutionelle Anstrengungen unternommen. So gelten in der EU und in Deutschland gesetzliche Regelungen für die Zulassung  und richtige Anwendung von Pestiziden, um sicherzustellen, dass deren Nutzung keinen akuten oder dauerhaft negativen Effekt auf die Bienengesundheit hat. Zu diesem Zweck unterliegen Pflanzenschutzmittel einem umfangreichen Zulassungsprozess, zu dem  u.a. Laboruntersuchungen sowie Halbfreiland- und Freiland-Versuche mit Bienen gehören. Darüber hinaus ist wichtig, dass Landwirte, Gärtner und Hobbygärtner sich an die richtige Anwendung von Pestiziden halten, um die Belastung für Bienen und andere nützliche Insekten so gering wie möglich zu halten. In Deutschland ist dies in der Bienenschutz-verordnung geregelt. Grundsätzlich wünschenswert wäre ein schonender und nachhaltiger Umgang mit der Natur. Auch Initiativen wie „Bienen füttern!“ und „Deutschland summt!“ sind wichtige Faktoren um die biologische Vielfalt unseres Ökosystems zu erhalten. Aus Sicht des Honig-Verbandes e. V. müssen diese Anstrengungen in der Zukunft noch weiter forciert werden. Schwerpunkte können hier der Ausbau und die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft sein.

Jeder kann sich engagieren

Jeder Einzelne kann etwas gegen das Bienensterben tun: Blütenreiche Pflanzen lassen sich auf jedem Balkon oder im Garten anpflanzen. Besonders geeignet sind hierfür Thymian und Lavendel. Auch Nisthilfen oder sogenannte Insekten-Hotels bieten Bienen einen geeigneten Schutz und Unterschlupf. Der Verzicht auf Pestizide für den heimischen Garten oder dem Balkon helfen, den Lebensraum der Bienen zu sichern.

Bienensterben macht Imker erfinderisch

Obwohl bekannt ist, wie wichtig die Bienen für unser Ökosystem und die Lebensmittelproduktion ist, wird der Lebensraum der nützlichen Insekten immer weiter durch den Menschen beschnitten. Dichte Bebauung und Besiedlung der Städte, das Anpflanzen von Monokulturen, der Einsatz von Pestiziden, Bienenerkrankungen und der Befall mit Parasiten wie Varroamilben  gehören gegenwärtig zu den größten Bedrohungen für die Bienen. Die Auswirkungen sind bereits heute teilweise spürbar. Durch immer engere Stadtbilder werden den Bienen wichtige Nahrungsquellen entzogen. Dass dies jedoch nicht zum Nachteil der Bienen sein muss, zeigen seit vielen Jahren innovative Imker, die mit dem „Urban Beekeeping“ eine weitere Facette der Imkerei etablierten. In Städten wie Berlin, Hamburg, Frankfurt oder sogar New York haben Millionen Bienenvölker auf Dächern von Hotels, Museen und Wohnhäusern ein neues Zuhause gefunden. So lassen sich heute Bienenvölker auf dem Abgeordnetenhaus des Berliner Senats und dem Hamburger Michel finden. Während das Nahrungsangebot in der Stadt überwiegend gesichert ist, treffen Bienen in ländlichen Gegenden auf immer mehr Felder, auf denen sie häufig nur Monokulturen vorfinden. Riesige Raps-, Getreide- und Maisfelder prägen das Bild der modernen Landwirtschaft. Zwar finden Bienen in diesen Anbauflächen zunächst ausreichend Nahrung für sich und ihre Nachkommen, sobald die Anbaupflanzen wie Raps verblüht sind, müssen die Bienen mangels Alternativen hungern.

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