Nepal: Jagd nach dem Himalaya-Honig

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13.02.2020

Dem Honig aus der Himalaya-Region werden heilende Kräfte nachgesagt. Die Menschen des Volksstamms Gurung aus der Region Pokhara in Nepal setzten deshalb auch für die Ernte des Honigs ihr Leben aufs Spiel. Denn die Honigwaben hängen an steilen Felsklippen und die Ernte erfordert viel Mut und Geschick. Um den wilden Honig zu ernten nutzen sie immer noch uralte Techniken. Das macht die Ernte des Honigs für die nepalesischen Honig-Jäger zu einer lebensgefährlichen Herausforderung.


Die doppelte Gefahr

Bis heute wird die Honigernte an den Felsklippen in uralter Tradition betrieben. Durch den Glauben der Menschen, dass der Honig von den Göttern kommt, halten sie vor der Ernte immer Rituale ab, die für die erfolgreiche Honig-Ernte sorgen sollen. So werden im Frühling, vor dem Aufbruch zu den höheren Felsenklippen, Hühner oder Ziegen für die Sicherheit der Honigjäger geopfert, vor der Ernte singen die Honigjäger am Fuß der Klippen, um sich bei den Bienen zu entschuldigen. Zudem darf der Honig auch nur an bestimmten Tagen geerntet werden – aus Furcht vor dem Zorn der Götter. Durch die traditionelle Methode und dem damit einhergehenden Verzicht auf neue Hilfsmittel gestaltet sich die Ernte für die Honigjäger als schwierig. Diese klettern ungesichert an selbstgeknüpften Hängeleitern aus Bambus und Gräsern die steilen Felsklippen hinunter. Dabei befinden sie sich in etwa hundert Metern Höhe. An den selbstgeknüpften Leitern hängend versuchen die Jäger anschließend die Honigwaben, die von den Felsklippen hinunterhängen, abzutrennen. Dazu nutzen sie Bambusstöcke und Messer, mit Hilfe einer Art Widerhaken werden die Waben abgeseilt. Neben der stetigen Gefahr des Fallens sind die Honig-Jäger auch einer anderen Gefahr ausgesetzt: den Bienen. Denn die sogenannten Kliffhonigbienen (Apis laboriosa), auch als Felsenbienen bekannt, sind mit drei Zentimetern nicht nur die größte der neun weltweiten Honigbienenarten, ihr Gift ist auch neunmal so stark wie das der westlichen Honigbiene. Damit können schon ein paar Stiche tödliche Folgen für die Honigjäger haben. Zum Schutz der Honigjäger werden am Fuß der Klippen Stroh und Kräuter angezündet, damit die Bienen durch den Rauch benebelt werden. Aber auch der Rauch hilft nur bedingt, um die Jäger tatsächlich vor den Bienen zu schützen. Nicht nur für die Honigjäger ist diese traditionelle Methode der Honigernte mit großen Gefahren verbunden. Da die Jäger durch die Ernte die Nester der Bienen zerstören, sind diese zunehmend vom Aussterben bedroht.

 

Heilung oder Halluzination

Die Honigjäger nehmen die Gefahren nicht ohne Grund auf sich: dem Himalaya-Honig wird eine heilende Wirkung nachgesagt. So nutzen ihn die Gurung in erster Linie nicht zum Essen, sondern behandeln damit Krankheiten von Menschen und Tieren.  Die Wirkung des Himalaya-Honigs hat sich inzwischen auch über die Landesgrenzen Nepals hinweg verbreitet. In Japan oder Hongkong wird der Honig als Mittel gegen Infektionen genutzt, in China und Korea gilt der Honig sogar als Mittel gegen Potenzprobleme. Doch bekannter ist der Honig wegen seiner halluzinatorischen Wirkung. So ist der Honig aus dem Himalaya auch als „die süßeste Droge der Welt“ bekannt. Das erklärt sich durch die Pflanzen, die die Kliffhonigbienen anfliegen. Besonders im Frühjahr sind Rhododendron-Blüten das Ziel der Bienen, welche das Nervengift Grayanotoxin enthalten. Indem die Bienen den Nektar des Rhododendrons sammeln, gelangt das Nervengift in den Honig. Die Kliffhonigbienen haben keine Probleme mit dem Gift des Rhododendrons, westliche Bienen würden die giftige Wirkung des Grayanotoxins allerdings nicht überleben. Beim Menschen wirkt das Nervengift, in kleinen Mengen wie im Himalaya-Honig, als Halluzinogen. Beim Konsum des Honigs entsteht ein ähnliches Gefühl wie beim Konsum von Marihuana. So ist der Verzehr von zwei Löffeln des Honigs ungefährlich und führt zu einem besseren und längeren Schlaf. Beim Verzehr von fünf oder mehr Löffeln können dann schon ernstzunehmende gesundheitliche Folgen eintreten, wie beispielsweise starke Vergiftungssymptome. Die genaue Wirkung des Honigs ist dabei aber immer auch abhängig von der Jahreszeit und der Ernte. Aufgrund dieser Wirkungen des Honigs besteht auch kaum eine Chance, den Himalaya-Honig in Deutschland zu kaufen.

 

Quellen
bee-careful.com
vice.com
welt.de
daserste.de
nationalgeographic.com
biologie-seite.de
bienengold.net